Auszug aus einem Brief von Nurhan Erdem...
Über Isolationshaft
10. April 2010
„….. Wir sind keine "Übermenschen", sondern ganz normale Sterbliche. Was uns Kraft gibt, ist unsere politische Identität.....
Deshalb bin ich an vielen Punkten gelassen und empfinde Vieles nicht übertrieben. Jeder Mensch, der seine politischen Vorstellungen verteidigt, wird die Isohaft überstehen. Die Beschwerden sind Ausdruck davon, dass die Knastbedingungen nicht "normal" sind. Wie z.B. Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Raumenge bzw. Panikattacken.
Wir müssen uns in einer Enge von sieben Quadratmetern 23 Stunden in einer Zelle aufhalten. In dieser Enge befinden sich Bett, Schrank, Tisch und Toilette. Ich weiß nicht, wie das bei den anderen Freunden aussieht, aber ich denke es gibt Parallelen.
Ich habe gelesen, dass in vielen Zellen die Toiletten räumlich abgetrennt sind. Bei uns, die wegen § 129b eingesperrt sind, ist das aber nicht so. Wir leben, "wohnen" alle auf dem Klo. Das ist unmenschlich! Als ich noch permanent beobachtet wurde, war das noch unangenehmer...
Klar sind die Beschwerden normale Konsequenz dieser Haftbedingungen. Es wäre anormal, wenn jemand das einfach hinnehmen und akzeptieren würde.. Was unmenschlich und falsch ist, sollte nicht einfach als „normal“ und „richtig“ geschluckt werden. Verstand und Körper sollten sich wehren!
Isolationshaft sollte nicht als Einzelhaft beschrieben werden, da Isolation Isolation ist.... Mensch sollte diese Begriffe nicht deformieren.....“