Brief von Faruk Ereren

11. November 2009

Liebe ....,

.... Deinen Äußerungen bezüglich der Isolation stimme ich zu. (Anmerkung: Ich hatte von der Funktion gesprochen, dass die politische Identität des Isolierten gebrochen werden solle und dieses schon im faschismus erprobt wurde) Es ist wie im Faschismus, nur die Wortwahl der gesetzlichen Begründungen wechselte. Im Faschismus hieß es "Schutzhaft" heute heißt es "Verdunkelungsgefahr". Aber es hat uns nicht zerbrochen. Das kapitalistische System selber ist dazu verurteilt, gebrochen zu werden.

"Das war Befehl von Oben ... Ich habe das nicht gewusst..." Diese Worte erinnern mich an etwas. Es sind die Ausreden der Folterer und des Militärs in der Türkei, es sind ihre Worte. Wir haben ihnen mit einer Frage geantwortet: Wo ist "Oben"? Amerika?" ... Ich würde sagen, ja am Ende ist Amerika das "Oben", der Oberbefehl ist es, die Ausbeuterherrschaft. Sie schaffen eine Befehlskette von oben nach unten ... eine Haftbefehlskette und die hat ihre Verwalter. Unten wird stillgestanden und gehorcht. Ja, ich müsste frei sein, in Freiheit kommen ... alles andere, jede andere Entscheidung wäre in der Konsequenz Unrecht, weil ich in die Rechtlosigkeit gelangen würde. Aber nicht nur das Urteil droht mir, es droht die Auslieferung.

Am letzten Verhandlungstag machte der Senat ein Angebot: Wenn ich eingestehen würde, dass ich gelegentlich Schriften für die DHKP-C verfasst habe, würde das Urteil lauten: 3 Jahre neun Monate bis 4 Jahre sechs Monate. Ich habe abgelehnt. Jetzt plötzlich besteht Auslieferungsgefahr. Denn der Staatsanwalt vom Auslieferungsgericht (Anmerkung: so nennt er es, ich weiß nicht,  ob die Behörde so heißt) hat seine Meinung geändert. Zuerst hieß es: Keine Auslieferung. Aber jetzt haben sie gesagt: Eine Auslieferung ist möglich.

..., trotzdem geht es mir gut. Gesundheitlich gut, moralisch gut, alles gut. Ich habe wieder Umschluss mit Kollegen, zwei Mal in der Woche, zwei Stunden. Und ich habe von dem Kollegen einen weiteren Namen genannt bekommen, da beantrage ich einen weiteren Umschluss.

Wie geht es Dir, wie geht es den Genossinnen und Genossen?

Es lebe die Revolution!...
Es lebe der Kampf für den Sozialismus! …

Herzliche Grüße - alle Genossinnen und Genossen seien umarmt


<< Zurück